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Kurz notiert vom 11. April 2014shz-Kommentar von Stephan Richter: Eine bemerkenswert selektive BetrachtungIn seinem Kommentar über die Missbilligung inakzeptabler Äußerungen der Bildungsministerin über unsere Förderschulen fordert Herr Richter mehr soziale Kompetenz in der Bildungsdebatte ein. An wen, wenn nicht an die Bildungsministerin selbst müsste sich diese Forderung zuerst richten. Herr Richter kritisiert aber ausschließlich die Opposition, der das Bedauern der Ministerin darüber nicht ausreichte, dass ‚die Schärfe ihrer Formulierung‘ lediglich von den Betroffenen missverstanden worden sei – sie also nur sich selbst bedauerte. Einfach nur dafür um Entschuldigung zu bitten, dass man – in einer sogar vorbereiteten Rede! – Mist geredet hat, wäre z.B. so ein Ausdruck sozialer Kompetenz gewesen. Die hat sie aber nicht, sondern musste zum zweiten Mal erst von ihrem Regierungschef dazu gedrängt werden. Und diese Vorstellung sollte man sich nochmal ansehen.

Für Herrn Richter ist das der Versuch der Opposition, die Ministerin zu demütigen. Eine bemerkenswert selektive Betrachtung. Hat Herr Richter nicht bemerkt, dass diese eine Äußerung der Ministerin nur ein Teil ihres Problems ist? Hat er die Debatten nicht verfolgt? Wie hätte der Sprecher der shz-Chefredakteure über ‚undemokratisches Machtgehabe‘ philosophiert, wenn ich als Minister einer bürgerlichen Regierung dem Parlament über die Medien mitgeteilt hätte, es sei mir völlig egal, was das Parlament diskutiert; das gehe bei zwei Ohren links rein und rechts raus. Wie wäre er über ‚unausgegorene Konzepte‘ hergezogen, wenn ein so bedeutender Vorgang wie die in Deutschland einmalige Neuordnung der Lehrerausbildung für Schleswig-Holstein von einem bürgerlichen Kabinett im Umlaufverfahren beschlossen worden wäre – und nicht einmal die Finanzministerin nachgerechnet haben will, was das kosten wird.

Ich lade Herrn Richter gerne ein, einmal eine vollständige Debatte im Landtag zu verfolgen und nicht nur selektiv aus der Betrachtung eines Details ein Urteil zu publizieren, dass die Bedeutung des Gesamtvorgangs und das regelmäßige Auftreten der Ministerin und des Vorsitzenden der größten Regierungsfraktion schlicht ignoriert.
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